Veranstaltung: | 51. Landesversammlung und Wahlversammlung zur Aufstellung der Landesliste für den 7. Sächsischen Landtag |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | TOP 6.6.2 Aufstellung der Landesliste für den 7. Sächsischen Landtag |
Antragsteller*in: | Gerhard Liebscher (Vogtland KV) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 24.03.2019, 14:52 |
LL5: Gerhard Liebscher
Selbstvorstellung
Gerhard Liebscher
Kreisverband Vogtland
Hiermit bewerbe ich mich um einen Listenplatz, ab Listenplatz 10, bei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN für die sächsische Landtagswahl am 1. September 2019. Ich habe dazu auch das Votum meines Kreisverbandes.
Liebe Freundinnen und Freunde,
Ich möchte mich für grüne Wirtschaftspolitik und die Belange des ländlichen Raumes engagieren. Ich selbst wohne in einem Dorf mit 160 Einwohner in der Nähe von Plauen ohne ÖVNP Anschluss und habe 12 Jahre lang eines der größten Industrieunternehmen in Plauen geleitet. Ich kenne mich also aus mit der entsprechenden Problemstellung.
Vielleicht zuerst ein paar Worte zu meiner Person: Ich bin 63 Jahre alt, verheiratet und in Heidelberg geboren. Seit 2005 lebe ich in Sachsen als Vogtländer mit Migrationshintergrund.
Wir stehen in Sachsen vor sehr unterschiedlichen Herausforderungen: zum einen wollen wir die Entwicklung der Großstädte mitgestalten, die ihre ganz eigene Dynamik hat. Aber wir dürfen nicht die Belange des ländlichen Raumes vergessen, die meist ganz andere sind als die der Großstädte. Wobei, wie ich meine, im ländlichen Raum nicht die kleinsten Dörfer, sondern die Mittelstädte prägend sind.
Im ländlichen Raum wird die demographische Entwicklung zu einer weiteren Ausdünnung der Bevölkerung führen und die Sicherstellung der Daseinsvorsorge weiter erschweren. Dazu wird sich auch der Arbeitsmarkt massiv verändern. In den nächsten 5 bis 10 Jahren wird es eine starke Reduzierung an Arbeitskräften geben, was die wirtschaftliche Leistungskraft und in Folge die Steuerkraft verringern wird. Die einzelnen Regionen stehen dabei vor sehr unterschiedlichen Herausforderungen und benötigen demzufolge auch unterschiedliche und differenzierte Lösungsansätze. Ein Ansatz wäre z.B.
Investitionsförderungen auch für kleine Unternehmen ohne hohe formale Hürden. Bei Neuansiedlung sollte besonders auf hohe Innovation- und Ertragskraft geschaut werden. Wir brauchen nicht noch mehr Logistikzentren entlang der Autobahnen! Auch wenn es utopisch klingt, der ländliche Raum braucht Neugründungen aus seiner Mitte heraus, um der industriellen Abwanderung, die wir seit Jahren beobachten, langfristig entgegenzuwirken.
In Deutschland gibt es im internationalen Vergleich sehr wenig privates Risikokapital für Neugründungen. Ich wäre deshalb für eine verstärkte staatliche Risikokapitalunterstützung auch mit entsprechender zeitlich begrenzter staatlicher Beteiligung an neuen Unternehmen.
Die prosperierenden Großstädte wie Leipzig, Dresden und Chemnitz stehen demgegenüber vor ganz anderen Herausforderungen, wie bezahlbarer Wohnraum, Nahverkehr, städtische Radwege usw. Zudem stehen diese Zentren im Gegensatz zum ländlichen Raum in direkter Konkurrenz zu Großstäten außerhalb Sachsens. Daher muss deren Innovationskraft weiter gestärkt und ausgebaut werden. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung durch private Unternehmen ist in den neuen Bundesländern signifikant geringer als im Westen und muss weiter durch staatliche Subventionen kompensiert werden.
Wir müssen es schaffen die unterschiedlichen Lebensbedingungen nicht weiter auseinanderdriften zu lassen. Menschen die auf dem Land leben, habe sich in der Regel bewusst dafür entschieden und sie haben auch ganz andere Erwartungen als die Menschen, die sich bewusst für ein Leben in der Großstadt entscheiden. Allen sollte aber eine Daseinsvorsorge geboten werden, die es Ihnen ermöglicht Ihre Lebensplanungen umzusetzen. Gerade durch die Digitalisierung sollte es möglich sein, auch im ländlichen Raum aktive Teilhabe am gesamtgesellschaftlichen Leben zu verwirklichen.
Die industrielle Landwirtschaft mit Ihren Monokulturen zerstört nicht nur die Artenvielfallt sondern auch gewachsene Kulturräume. Dort muss durch gezielte Förderung in die Biolandwirtschaft den Bauern die Möglichkeit gegeben werden, sich ohne zu große Risiken umstellen zu können. Die bisherige reine Flächenförderung schafft genau die Monokulturen die unsere Artenvielfalt und Landschaft zerstören.
Mobilität mit Sachsentakt, das bedeutet z.B. für die Dörfer und Kleinstädte stündlich verkehrende Busse und Bahnen, dass auch Menschen ohne Auto eine Chance haben die regionalen Zentren zu erreichen.
Letztendlich geht es dabei auch um die Umlenkung von Geldern von der Förderung der Straße zugunsten der Schiene für den privaten wie den Güterverkehr.
Auf der Schiene brauchen wir sinnvolle Anbindungen an den Fernverkehr z.B. durch Verlängerung von bereits vorhandenen S-Bahn Anschlüssen in die Regionen. Oder der Wiederbelebung der Sachsen-Frankenmagistrale.
Die Menschen im ländlichen Raum fühlen sich in vielerlei Hinsicht abgehängt und als Verlierer. Es gibt allerdings auch ein lebenswertes Leben im ländlichen Raum. Das ist aber nur möglich, wenn sichere Daseinsführsorge, digitale Anbindung und ein funktionierender ÖPNV vorhanden sind. Wir sollten übrigens als eine Partei, die politische Verantwortung für Sachsen übernehmen möchte, die Menschen dort genauso wertschätzen wie die Menschen in den Städten. Es lohnt sich, sich um diese Menschen zu kümmern, die Rechten machen es uns vor.
Nochmal zurück zur Demografie. Im Vogtland sind 43% der Wahlberechtigten über 60 Jahre. Laut Wahlanalysen ist das nicht unser Hauptwählerpotential. Aber es ist ein sehr großes Wählerpotential und ich möchte mich dafür einsetzten das unsere grünen Ideen auch dort gehört, verstanden und begeistert aufgenommen werden.
Weiterhin möchte ich dazu beitragen, dass den Grünen in Sachsen mehr wirtschaftliche Kompetenz zugetraut wird und wir mit grünen Ideen Sachsen nach vorne bringen.
Mit freundlichen Grüßen aus dem Vogtland
Gerhard Liebscher
Politische Aktivitäten:
- Mitglied bei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN seit 2008
- Mitglied des Landesparteirat 2009 bis 2014 und seit 2018
- Direktkandidat für den Wahlkreis 1 in Plauen 2009, 2014 und 2019
- Mitglied der LAG Wirtschaft
- Kreistagskandidat im WK 11 Plauen
Berufliches:
Ich war bis 2016 Geschäftsführer der vosla GmbH in Plauen, davor seit 2005 Werkleiter bei Philips in Plauen. 2002 bis 2003 Produktionsleiter für Philips in New York.
1996 bis 2001 Entwicklungsleiter im Philips Halbleiterwerk in Böblingen. Von 1982 bis 1996 verschiedene Funktionen im IBM Halbleiterwerk in Böblingen. 1985 bis 1988 bei IBM in Burlington USA
Kontakt:
Tel.: 0175 5858178