Veranstaltung: | 51. Landesversammlung und Wahlversammlung zur Aufstellung der Landesliste für den 7. Sächsischen Landtag |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 6.6.2 Aufstellung der Landesliste für den 7. Sächsischen Landtag |
Antragsteller*in: | Lisa Stein (Dresden KV) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 04.04.2019, 12:06 |
LL18: Lisa Stein
Selbstvorstellung
Bewerbung für die Landesliste für den 7. Sächsischen Landtag
Lisa Stein
(lisa.stein@tu-dresden.de)
Uns allen ist klar: Viel steht auf dem Spiel. Es wird darum gehen, wie sich unsere Zukunft, unsere Gesellschaft, unser soziales Miteinander gestaltet. Es wird darum gehen, ob wir von Angst geprägt oder von Mut beflügelt werden.
Oft genug haben wir in den vergangenen Monaten erfahren, dass die Bürger*innen Wert auf ein Miteinander legen, das sowohl sozial als auch nachhaltig ist und dass sie an progressiven, mutigen Lösungen interessiert sind.
Da diese Punkte keine andere Partei so authentisch auf sich vereinen kann wie wir GRÜNE es können, führt bei diesen Wahlen kein Weg an uns vorbei.
Das trifft sich gut, denn an vielen Ecken werden wir GRÜNE gebraucht:
Besonders was den Klimaschutz betrifft, gibt es viel zu tun: Die Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen wird uns vieles abverlangen. Der Kohleausstieg muss endlich kommen und nicht immer weiter hinausgezögert werden. Die Schaffung einer nachhaltigen Landwirtschaft und einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion muss stärker fokussiert werden.
Auch im Hinblick auf die Mobilität muss es Alternativen zum Status Quo geben. Weniger Autoverkehr in den (Innen-)Städten, Verlagerung des Güter- und Personenverkehrs von den Straßen auf die Schienen, ein konsequenter Ausbau des ÖPNV-Streckennetzes und gut ausgebaute sowie sichere Wege für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen sind nur einige essentielle Bauteile, um die Mobilitätswende zu schaffen.
Im Bildungsbereich ist ein längeres gemeinsames Lernen sinnvoll, um die Talente und Begabungen der Kinder angemessen zu fördern und ihnen die Zukunft möglichst lange möglichst offen zu halten. Mehr Lehrpersonal garantiert weniger Unterrichtsausfall. Auch und gerade im Bereich der Inklusion sehe ich viel Luft nach oben.
In der Gleichstellungspolitik hat sich einiges getan, aber noch lange nicht genug. Die gesetzlich vorgeschriebene Gleichberechtigung von Mann und Frau ist nicht zufriedenstellend umgesetzt. Noch vor wenigen Wochen, am 18. März, wurde einmal mehr auf die sogenannte Lohnlücke aufmerksam gemacht. Denn immer noch entscheiden Paare viel zu häufig nicht selbst, wer bei dem Kind zu Hause bleibt – sondern der Lohnzettel trifft die Entscheidung für sie. Frauen verdienen nicht nur weniger, sie sind auch nicht zu gleichberechtigten Anteilen in Führungspositionen vertreten. Damit können wir nicht zufrieden sein! Auch die (meist unbezahlte) Care-Arbeit ist ein Thema, welches leider viel zu häufig unter den Tisch fällt. Eine Aufwertung entsprechender Tätigkeiten (beruflich oder unbezahlt) ist unerlässlich.
Um dies umzusetzen braucht es einerseits eine kluge, nachhaltige und zukunftsorientierte Gesetzgebung, andererseits aber auch ein gesellschaftliches Umdenken. Wir müssen uns von den tiefsitzenden Geschlechterstereotypen trennen und nicht hinterfragte männliche Privilegien eben doch hinterfragen. Wir müssen die Dominanz- und Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern in den Blick nehmen. Damit dies gelingen kann, braucht es auch strukturelle Veränderungen. Es reicht nicht aus, von Gleichberechtigung zu sprechen, ohne konkret zu werden. Denn nur so kann es gelingen, die Hälfte der Macht den Frauen zu sichern.
Um dieses gesellschaftliche Umdenken zu verwirklichen, braucht es Frauen, die auf die ungleiche Behandlung hinweisen und klare Forderungen stellen, was sich ändern muss. Die für ihre Rechte einstehen und so lange darauf beharren, bis wir von einer tatsächlichen Gleichstellung sprechen können. Es braucht aber ebenso aufgeschlossene Männer, die diese Forderungen nicht als lächerlich abtun, sondern diese feministischen Positionen ebenfalls vertreten. Nur dann kann eine Gleichberechtigung auch eine respektvolle Gleichberechtigung auf Augenhöhe sein.
Allerdings sollten wir nicht den Fehler begehen, Gleichstellungspolitik lediglich auf Mann und Frau begrenzt zu begreifen. Denn die Problematik von fehlender gesellschaftlicher Wertschätzung und Repräsentation betrifft auch und vor allem Menschen, die sich keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen. Deshalb stehe ich für ein Verständnis von Feminismus, welches über die Geschlechtskategorie „Frau“ hinaus Menschen einschließt.
Wie ihr an der ausführlichen Behandlung der Thematik ablesen könnt, ist mir das Eintreten für feministische Positionen sehr wichtig. Ein zweiter Bereich, den ich als besonders wichtig erachte, ist das Umsetzen der Interessen junger Menschen. Die Fridays-for-Future-Demos lehren uns, dass man für Politik nicht „zu jung“ sein kann. Junge Menschen sehen die Welt mit einem anderen Blick, haben andere Interessen und setzen mitunter andere Prioritäten.
Aktuell stehen besonders zwei Themen im öffentlichen Fokus: der Klimaschutz sowie die Forderungen nach einem freien und trotzdem sicheren Internet. Jedoch beschäftigen die jungen Menschen auch viele andere Dinge, die nicht in breiter Öffentlichkeit diskutiert werden. Breite Bildungs- und Jobperspektiven eröffnen eine Welt, in der alles möglich ist. Allerdings ist gerade diese Vielfalt der Möglichkeiten schlichtweg überwältigend und überfordernd. Auch der soziale Umgang miteinander ist anders geworden. Geprägt durch die sozialen Netzwerke haben sich Sprache und Definitionen, beispielsweise von Freundschaft, drastisch verändert. Das Phänomen, dass sich viele Kinder und junge Erwachsene einsam fühlen, nimmt stetig zu. Und auch die Anzahl derer, die sich aufgrund von Stress und Druck unwohl und belastet fühlen, wird größer. Deswegen sollten wir unser Möglichstes tun, diesen jungen Menschen den Rücken freizuhalten. Wir sollten ihnen nicht nur häufiger und aufmerksamer zuhören, sondern sie auch ganz konkret fragen und einbeziehen. Auf diese Weise nehmen wir junge Menschen Ernst und können sie in ihren Forderungen bestärken.
Mit meiner schriftlichen Bewerbung möchte ich euch nicht nur meine Herzensthemen darbieten, sondern euch auch die Möglichkeit geben, mich näher kennenzulernen. Ich wurde 1993 im Saarland geboren. Im Oktober 2017 bin ich nach Dresden-Plauen gezogen um den Masterstudiengang Politik und Verfassung an der Technischen Universität Dresden zu studieren, wo ich neben meinem Studium auch als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für politische Systeme arbeite.
Schon seit vielen Jahren vertrete ich GRÜNE Werten, auch wenn ich erst seit Januar 2018 Parteimitglied bin. Im Privaten pflege ich einen möglichst nachhaltigen Lebensstil und habe viel Freude daran, diesen mit meinen Mitbewohner*innen, Freund*innen und meiner Familie auszuleben. Dazu gehören neben plastikfreien Einkäufen auch das Herstellen von Waschpulver oder Shampoo durch natürliche Produkte. Auch kaufe ich lediglich Secondhandkleidung und verfolge einen minimalistischen Lebensstil. Lediglich mit Büchern tue ich mir in der Hinsicht sehr schwer. Diese sind insofern mein größtes Laster, als dass ich mich nur schwer von ihnen trennen kann und sie mein liebster Zeitvertreib sind. ;-)
Unmittelbar nach meinem Umzug nach Dresden wurde ich von Valentin Lippmann als studentische Mitarbeiterin eingestellt und erhalte seitdem spannende und vielfältige, aber durchaus auch ernüchternde Einblicke in den politischen Alltag unseres schönen Freistaats. Je mehr ich erfuhr, desto häufiger dachte ich: So kann es nicht weitergehen! Mir wurde klar, dass jeder noch so kleine Schritt, jedes Einbringen mit jedem Wort und jeder Tat notwendig ist. Ich wollte mein grünes Wirken im Kleinen ausweiten auf das Große, das Politische. Aus diesem Grund kandidiere ich bei der Kommunalwahl auf den Listen für den Stadtrat sowie den Stadtbezirksbeirat jeweils auf dem sechsten Platz für meinen Stadtteil Plauen. Und aus demselben Grund fasse ich mir nun ein Herz und möchte auch auf der Landesliste kandidieren.
Bei den FFF-Demos ist ein beliebter Spruch „Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir?“. Über diesen Ruf habe ich lange nachgedacht. Durch ihn habe ich den Entschluss gefasst, auch für die Landesliste zu kandidieren. Immer dachte ich, dass ich älter sein müsste. Dass ich mehr Erfahrung bräuchte, mehr Wissen müsste, mehr Leute kennen müsste. Aber das stimmt nicht. Wenn ich möchte, dass die Interessen junger Menschen vertreten werden, dann kann ich das am besten als junger Mensch. Wenn ich möchte, dass die Interessen von Frauen vertreten werden, dann kann ich das am besten als Frau. Und damit komme ich zu dem Schluss, dass es keinen besseren Zeitpunkt gibt, als JETZT zu kandidieren. Jetzt, wo ich all diese Kriterien auf mich vereinen kann, ich die zeitlichen Kapazitäten dafür habe und die Unterstützung aus meinem privaten Umfeld erfahre.
Wie ihr bereits erfahren konntet, sind für mich die Interessen der Jugend sowie die Gleichberechtigung von Frauen zwei ganz entscheidende Themen, für die ich mich einsetzen möchte. Wir haben in der Politik zu wenige Frauen und zu wenige junge Menschen. Ich bin entschlossen, diesen Zustand zu ändern. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass unser Landesparlament weiblicher und vor allen Dingen jünger wird – und um dies zu tun, ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt für meine Kandidatur. Mein Anspruch ist es, mein Möglichstes zu tun, Aufgaben anzugehen, Herausforderungen zu bewältigen und unsere Projekte umzusetzen. Ich möchte mein Wissen, meine Kraft, meine Gedanken, Nerven, Ideen, mein Herzblut dafür geben, Sachsen zu einem GRÜNEREN Ort zu machen.
Ich bewerbe mich daher auf einen Listenplatz für die Landesliste von Bündnis 90/Die Grünen für den 7. Sächsischen Landtag und bitte dafür um euer Vertrauen und eure Stimme.
Liebe Grüße
Lisa
Zu meiner Person
10.08.1993 Geburt in Neunkirchen (Saar)
2010 – 2012 Schülersprecherin am Saarpfalz-Gymnasium Homburg
2012 Abitur
Okt. 2014 - Sep. 2017 Studium des Bachelorstudiengans Politikwissenschaft
an der Philipps-Universität in Marburg;
Auslandssemester in Den Haag (NL) im Studiengang European Studies
Feb. 2015 - Sep. 2017 Mitglied der Aktiven Fachschaft Politikwissenschaft
an der Philipps-Universität in Marburg;
gewähltes Mitglied des Fachschaftsrats;
gewähltes Mitglied des Fachbereichsrats;
ehrenamtliches Mitglied im Direktorium des politikw. Instituts
seit Okt. 2017 Studium des Masterstudiengangs Politik und Verfassung an der TUD
seit Jan. 2018 Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Politische Systeme und Systemvergleich an der TUD
seit Nov. 2017 Studentische Mitarbeiterin von Valentin Lippmann (MdL)
seit Jan. 2018 Parteimitgliedschaft bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
seit 2018 Mitglied der Landesdelegiertenkonferenzen
seit Okt. 2018 stv. Mitglied des Bundesfrauenrats